Schiller, Friedrich: Vom Pathetischen und Erhabenen

Schiller, Friedrich: Vom Pathetischen und Erhabenen. Schriften zur Dramentheorie

Hrsg.: Berghahn, Klaus L.
192 S.
ISBN: 978-3-15-018673-2

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Der Band versammelt Schillers wichtigste dramentheoretische Schriften, u.a. 'Was kann eine gute stehende Schaubühne eigentlich wirken?', 'Über das Pathetische', 'Über das Erhabene', 'Über epische und dramatische Dichtung' sowie 'Über den Gebrauch des Chors in der Tragödie'. Ein Zeilenkommentar erläutert schwierige Stellen, ein Nachwort kümmert sich um die historischen Bedingungen, dramaturgischen Möglichkeiten und epochalen Grenzen von Schillers Dramentheorie.

Was kann eine gute stehende Schaubühne eigentlich wirken?
Ueber den Grund des Vergnügens an tragischen Gegenständen
Ueber die tragische Kunst
Das Pathetischerhabene
Ueber das Pathetische
Ueber das Erhabene
Ueber epische und dramatische Dichtung
Ueber den Gebrauch des Chors in der Tragödie
Tragödie und Comödie

Kommentare und Erläuterungen
Literaturhinweise
Nachwort

Friedrich Schiller (seit 1802: von), 10. 11. 1759 Marbach a. N.– 9. 5. 1805 Weimar.
Die Familie folgte dem Vater, einem württembergischen Offizier, nach Würzburg, Cannstatt, Schwäbisch Gmünd, Lorch und schließlich Ludwigsburg; hier besuchte Sch. seit 1767 die Lateinschule. 1773 musste er auf Befehl Herzog Carl Eugens in die Militärakademie auf Schloss Solitude bei Stuttgart eintreten. Nach einer humanistischen Ausbildung im ersten Jahr studierte Sch. seit 1774 in der juristischen Fakultät, 1775 – nach der Verlegung der Schule nach Stuttgart – wechselte er zur Medizin. 1780 beendete er das Studium und erhielt eine Anstellung als Militärarzt in Stuttgart. Nach einer unerlaubten Reise nach Mannheim – hier waren am 13. 1. 1782 die Räuber uraufgeführt worden – wurde er mit Arrest und Schreibverbot bestraft. Er verließ am 22. 9. 1782 mit seinem Freund Andreas Schleicher Stuttgart und reiste über Mannheim und Frankfurt a. M. nach Thüringen, dann wieder zurück nach Mannheim (Theaterdichter 1783–84). 1785–87 hielt er sich als Gast bei Christian Gottfried Körner und anderen neuen Freunden in Leipzig und Dresden auf. Im Juli 1787 reiste Sch. nach Weimar, von J. G. Herder und C. M. Wieland freundlich empfangen. Ende 1787 lernte er die beiden Schwestern von Lengefeld kennen, und bei den Lengefelds in Rudolstadt traf er 1788 Goethe, der aus Italien zurückkam. Bis 1794 kam es allerdings zu keiner näheren Beziehung. 1789 erhielt Sch. eine Professur für Geschichte an der Universität Jena (Antrittsvorlesung: Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? ), 1790 heiratete er – vom Weimarer Herzog mit einem Jahresgehalt von 200 Talern und vom Meininger Hof mit einem Hofratsdiplom ausgestattet – Charlotte v. Lengefeld. Eine schwere Krankheit machte der Universitätskarriere 1791 ein Ende; dafür erhielt er ein fünfjähriges Stipendium (1000 Taler jährlich) vom Herzog von Augustenburg und dessen Finanzminister Graf von Schimmelmann. 1792 wurde er mit der frz. Ehrenbürgerschaft geehrt, doch distanzierte sich Sch. seit 1793 von der Entwicklung in Frankreich. 1793–94 hielt er sich in Württemberg auf, im Sommer 1794 kam es in Jena zur entscheidenden Begegnung mit Goethe, die ihre Freundschaft und Zusammenarbeit – und damit die kurze Epoche der Weimarer Klassik – einleitete. Im Dezember 1799 übersiedelte Sch. nach Weimar. Ein Angebot aus Berlin schlug er 1804 aus, obwohl ihm die Enge der Weimarer Verhältnisse missfiel.
Sch. erzielte seinen ersten großen Erfolg mit dem Schauspiel Die Räuber, und trotz seiner intensiven Auseinandersetzung mit Geschichte, Philosophie und Ästhetik, trotz seiner Lyrik und seiner Erzählprosa blieb das Drama im Zentrum seines Schaffens. Seine frühen Dramen vertreten mit ihren Angriffen auf Despotismus und moralische Korruption, mit ihrem Freiheitsstreben, ihrer pathetischen Sprache und dem extremen Individualismus mancher ihrer Gestalten Positionen des Sturm und Drang, unterlegen der dramatischen Handlung aber bereits wertende moralische Kriterien. Das letzte der frühen Stücke, Don Karlos, weist mit seiner Zurücknahme der Affektdarstellung und seinem Übergang zum Vers (Blankvers) schon in die Zukunft. Das gilt für die Sicht der Geschichte, die nicht mehr nur als dramatisches Mittel eingesetzt wird, sondern mit ihrer Gesetzmäßigkeit dem Menschen zum Prüfstein wird, an dem er sich bewähren und so zur inneren Freiheit gelangen kann. Dies demonstrieren dann die Geschichtsdramen, die nach einer längeren, durch historische und philosophische Studien ausgefüllten Pause mit der Wallenstein-Trilogie einsetzen. Dabei zeigt sich eine Entwicklung, die von der differenzierten, an der Realität (bzw. den Quellen) orientierten Geschichts- und Charakterdarstellung im Wallenstein bereits in Maria Stuart zu einer größeren Freiheit gegenüber der Geschichte führt und dann in der »romantischen Tragödie« Die Jungfrau von Orleans und im Wilhelm Tell mit seiner utopischen Idylle als harmonischem Schlusspunkt das Geschichtsdrama zum poetischen Festspiel überhöht. Ganz von der Geschichte löste er sich mit der antikisierenden Schicksalstragödie Die Braut von Messina.
Sch.s Lyrik gipfelt nach pathetisch-rhetorischen Anfängen in der Nachfolge F. G. Klopstocks in den großen philosophischen Gedichten. Sie gehören, von einigen früheren Beispielen wie Die Götter Griechenlands (1788) oder Die Künstler (1789) abgesehen, im Wesentlichen der klassischen Zeit zwischen 1795 und 1800 an. Dabei stehen strophische Formen neben antikisierenden Versen, Letztere etwa in der Elegie Der Spaziergang, der parabolischen Darstellung der Entwicklungsgeschichte der Menschheit im Bild eines Gangs durch Natur und Geschichte. Auch in Sch.s theatralisch-effektvollen, populären Balladen, gleichsam im Wettbewerb mit Goethe entstanden, zeigt sich eine didaktische Note, sieht sich der Mensch exemplarisch vor sittliche Entscheidungen gestellt. Mit Goethe zusammen entstanden in dieser Zeit auch die Xenien, Epigramme, mit denen sich die beiden satirisch mit dem Literaturbetrieb auseinandersetzten. Eher am Rande von Sch.s dichterischem Schaffen steht seine aus den 80er-Jahren stammende Erzählprosa. Sie umfasst das eher kolportagehafte Romanfragment Die Geisterseher und drei Erzählungen, die auf wirkliche Fälle zurückgehen und psychologisches Interesse verraten. Seine wissenschaftliche und essayistische Prosa konzentriert sich im Wesentlichen auf zwei Bereiche, Geschichte und Ästhetik bzw. Philosophie. Sie hat, wie die dramatische Produktion, das Ziel, den Menschen den Weg vor Augen zu stellen, der entgegen allen Widerständen und Hindernissen zur Selbstverwirklichung führt. Das gilt für seine Darstellung der Geschichtsprozesse – der Individual- und der Menschheitsgeschichte – wie für seine ästhetischen Schriften, in denen sich Sch., z. T. mit kritischem Bezug auf Kant, mit den Begriffen des Schönen und des Erhabenen auseinandersetzt und dabei ein großes kultur- und geschichtsphilosophisches Konzept der »ästhetischen Erziehung des Menschen« entwickelt. Eine Ortsbestimmung der Kultur der Gegenwart und seiner eigenen Person (etwa im Vergleich zu Goethe) versucht die typologisch und dualistisch operierende Abhandlung über naive und sentimentalische Dichtung. Mit der Gründung von Zeitschriften (Thalia, Die Horen) und der Herausgabe von Almanachen suchte er einerseits seine wirtschaftliche Lage zu verbessern, andererseits waren diese für ihn (und später auch Goethe) Forum für die eigenen kleineren Produktionen (Erzählungen, Gedichte, Balladen, Xenien, Aufsätze usw.).

In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) – © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.

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