: Interpretationen: Gedichte von Else Lasker-Schüler

Interpretationen: Gedichte von Else Lasker-Schüler

Hrsg.: Lermen, Birgit; Motté, Magda
174 S.
ISBN: 978-3-15-017535-4

5,40 €

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Gottfried Benn nannte sie »die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte«: Mit diesem gewichtigen Urteil stand er nicht allein. So, wie sie die Konventionen des bürgerlichen Lebens hinter sich ließ, schuf sie sich in ihren Texten auch eine eigene religiöse Welt, in der es zwischen ihr und der Bibel letztlich keine Trennung mehr gab. In chronologischer Anordnung bietet der Band repräsentative Beispiele in Text und Interpretation aus dem gesamten Schaffen der Dichterin: Nervus erotis – Weltende – Ruth – Mein Volk – Heimweh – Pharao und Joseph – Versöhnung – Höre – Hagar und Jsmaël – Die Verscheuchte – Mein blaues Klavier – Jerusalem.

Einleitung

Nervus Erotis
Else Lasker-Schülers Nervus Erotis und die Erotisierung der Literatur um 1900

Von Andreas Kilcher

Weltende
Das Ende der Welt als Aufgang zum Paradies

Von Daniela Anna Frickel

Ruth
Ein intertextuelles Spiel um ›Fremdsein‹ und ›Heimat‹

Von Lothar Bluhm

Mein Volk
Zu Else Lasker-Schülers spannungsvoller Verbundenheit mit ihrem Volk

Von Birgit Lermen

Heimweh
Vom Sprechen zur Melodie

Von Ricarda Dick

Pharao und Joseph
Kunst, Liebe, jüdische Identität

Von Friedhelm Marx

Versöhnung
Erotische Wunschprojektion und poetologisch-religiöses Bekenntnis

Von Gabriele Sander

Höre!
Höre! – Fühlst du nicht?

Von Wolfgang Braungart

Hagar und Jsmaël
»Ein einziger Mensch ist oft ein ganzes Volk«

Von Magda Motté

Die Verscheuchte
Verlorene Heimat, zerstörte Liebe

Von Norbert Oellers

Mein blaues Klavier
Dichten »wider dem Verbote«

Von Michael Braun

Jerusalem
Stadthaftigkeit von Geschichte, Religion und Exilerfahrung

Von Oliver Jahraus

Bibliographische Hinweise (Auswahl)
Die Autoren der Beiträge


Else Lasker-Schüler, 11. 2. 1869 Elberfeld – 22. 1. 1945 Jerusalem.
Die Tochter eines jüdischen Bankiers erhielt nach Schulabbruch Privatunterricht, heiratete 1894 den Arzt Dr. Berthold Lasker und zog nach Berlin. Hier entwickelte sich kurz vor der Jahrhundertwende eine enge Freundschaft mit P. Hille, mit dem sie zeitweise in der von den Brüdern Hart gegründeten »Neuen Gemeinschaft« zusammenlebte; Das Peter Hille-Buch, ihre erste Prosaarbeit, überhöhte die Beziehung ins Traumhaft-Mythische. Inzwischen von Lasker geschieden, heiratete sie 1903 H. Walden, den späteren Herausgeber der Zeitschrift Der Sturm (Scheidung 1912). 1933 emigrierte sie in die Schweiz und reiste danach wiederholt nach Palästina. Hier wurde sie 1939 vom Ausbruch des Krieges überrascht, so dass sie nicht mehr in die Schweiz zurückkehren konnte. G. Benn nannte sie »die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte«. Ihr erster Lyrikband, Styx, stand unter dem Einfluss des Jugendstils; die folgenden Gedichtbände zeugen von formaler Virtuosität und Vielfalt und von expressiver Emotionalität. Dabei ergeben sich bei aller unverwechselbaren Eigenständigkeit ihres lyrischen Werkes Berührungspunkte mit der Generation der Expressionisten; zugleich kommt es zu einer immer stärkeren Mythisierung der eigenen Person, indem sie ein phantasievolles Rollenspiel als orientalische Prinzessin (Tino von Bagdad), als Prinz von Theben oder als Joseph von Ägypten inszeniert. Ein wesentlicher Teil der Gedichte sind Liebesgedichte, häufig zu Zyklen zusammengestellt. Daneben bezieht sie ihre ganze Familiengeschichte in diese legendenhafte Stilisierung ein. Seit den Hebräischen Melodien erhält ihre Lyrik überdies einen zunehmend religiösen Charakter. Ihr letzter Gedichtband, Mein blaues Klavier, spricht von der Unmöglichkeit der Dichtung in einer verrohten Welt; es sind Gedichte der Trauer, des Schmerzes, der Einsamkeit und der Angst aus dem ungeliebten Exil, wobei das noch mögliche Glück allein aus der Erinnerung kommt. Auch ihre Prosabücher teilen die Tendenz zur Mythisierung, die das Private überhöht: das Peter Hille-Buch, der Briefroman Mein Herz, der das Zerbrechen ihrer Ehe mit Walden verarbeitet, die »Kaisergeschichte« Der Malik, eine Huldigung für den gefallenen Franz Marc. Als Dramatikerin gelang ihr mit der »Stadtballade« Die Wupper (UA 1919) ein aus realistischen, märchenhaft-phantastischen und symbolischen Elementen locker gefügtes Elberfelder Welttheater zwischen Proletarier- und Fabrikantenmilieu. Ihr zweites, 1932 gedrucktes Schauspiel Arthur Aronymus und seine Väter (UA 1936 Zürich) beschwört angesichts der drohenden Verfolgung des jüdischen Volkes die Hoffnung auf Versöhnung. Im Exil (1940–41) entstand das erst postum veröffentlichte Stück Ichundich, eine Auseinandersetzung mit den Schrecken der Zeit.

In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) – © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.

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