Heinrich von Morungen, Minnesänger der Zeit um 1200.
Man setzt ihn mit dem 1217 und 1218 in Urkunden Dietrichs v. Meißen genannten »miles Hendricus de Morungen« gleich, der von dem Markgrafen eine Pension als »miles meritus« erhielt. Angaben, dass er nach einer Indienreise 1222 im Leipziger Thomaskloster gestorben sei, basieren auf nicht glaubwürdigen Quellen des 16. Jh.s. Seine Herkunft aus Thüringen (Burg Morungen bei Sangerhausen) wird durch sprachliche Merkmale bestätigt. Die Lieder H.s – 115 Strophen in 35 Tönen werden ihm zugeschrieben – stehen in der Tradition des hohen Minnesangs. Sie nehmen Anregungen des provenzalischen und nordfrz., aber auch des rheinischen Minnesangs (Friedrich v. Hausen) auf. Daneben zeigen sich Anklänge an die geistliche Lyrik (Mariendichtung) und die Antike (Ovid). Charakteristisch für H.s Lieder sind eine besondere Sensualität und musikalische Formkunst. Die assoziative Bildlichkeit, v. a. aus dem Sinnbezirk des Lichtes und Glanzes, verleihen den Versen poetisch-visionäre Kraft; die Sehnsucht nach der Vereinigung mit der Geliebten zeigt Anklänge an mystisches Denken. Zum ersten Mal im dt. Minnesang wird die körperliche Schönheit ausdrücklich in den Frauenpreis einbezogen. Legendären Nachruhm verschaffte H. die spätmittelalterliche Ballade
Der edle Moringer.
In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (
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