Grabbe, Christian Dietrich: Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung

Grabbe, Christian Dietrich: Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung

Ein Lustspiel in drei Aufzügen
Nachwort und Anm.: Bergmann, Alfred
86 S.
ISBN: 978-3-15-000397-8

3,60 €

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Vielfältig sind die komischen Mittel dieses einzigartigen deutschen Lustspiels: die Sprache changiert in Spott, Witz und Sarkasmus und geht in der Karikatur und im Grotesken weit über die Begriffsreihe des Titels hinaus, die szenischen Formen aber vermischen alle Traditionen von der Comedia dell'arte über das Mysterien- und Fastnachtsspiel und die Zauberposse bis zum Klappmechanismus des Puppen- und Marionettentheaters - ein Geniestreich aus dem Jahre 1822.

Christian Dietrich Grabbe, 11. 12. 1801 Detmold – 12. 9. 1836 ebd.
G., Sohn eines Zuchthausaufsehers, absolvierte das Gymnasium in Detmold und studierte von 1820 bis 1822 Jura in Leipzig, dann bis 1823 in Berlin. Anschließend kehrte er nach vergeblichen Versuchen, eine Stelle an einem Theater zu finden, nach Detmold zurück, wo er 1824 sein juristisches Examen ablegte. 1826 trat er in den Dienst der Regierung des Fürstentums Lippe-Detmold, zunächst als Vertreter des Militärrichters (»Auditeur«), dann 1828 als dessen Nachfolger. 1833 heiratete er Louise Clostermeier; ein Jahr später gab er seine Stellung auf, um sich ganz seinen literarischen Arbeiten zu widmen. Eheprobleme, sein Alkoholismus und Schwierigkeiten mit seinem Verleger führten zur Krise. Er verließ Detmold und gelangte über Frankfurt a. M. im Dezember 1834 nach Düsseldorf, wo ihm K. Immermann behilflich war. Tödlich erkrankt, kehrte er 1836 nach Detmold zurück. G. war ausschließlich Dramatiker; allerdings wurde nur eines seiner Stücke, die Tragödie Don Juan und Faust, zu seinen Lebzeiten aufgeführt (1829). Charakteristisch für seine Dramatik ist die grundsätzliche Abkehr von der harmonisierenden und idealisierenden Ästhetik der Klassik und Romantik; wesentliche Anregungen empfing er dagegen von Shakespeare und der Dramatik des Sturm und Drang. Seine Stücke zeigen die Destruktion bürgerlicher und christlicher Wert- und Ordnungsvorstellungen. Das tragische oder tragikomische Scheitern seiner Helden ist Folge von Zufall oder Willkür, nicht Ausdruck der Gültigkeit einer höheren Weltordnung oder eines sinnvollen Geschichtsverlaufs. Gerade sein einziges Lustspiel Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung, das Züge der romantisch-ironischen Literaturkomödie übersteigert, demonstriert diese Desillusionierung besonders radikal. Zukunftsweisend ist die Gestaltung der Massenszenen in dem späten Napoleonstück, die auf die Gegebenheiten des zeitgenössischen Theaters wenig Rücksicht nimmt. Das gilt auch für die epische Anlage des Dramas mit seiner eindringlichen Darstellung der sozialen und ökonomischen Verhältnisse.

In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) – © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.

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