»Ich strich mich sacht aus der vornehmen Gesellschaft, ging, setzte mich in ein Kabriolett, und fuhr nach M.., dort vom Hügel die Sonne untergehen zu sehen, und dabei in meinem Homer den herrlichen Gesang zu lesen, wie Ulyß von dem trefflichen Schweinhirten bewirtet wird. Das war alles gut.«
Johann Wolfgang Goethe in Die Leiden des jungen Werther
Die Übersetzung von Roland Hampe liegt in Versform vor.
Homer (Homeros, etwa 7. oder 8. Jhd. v. Chr.) ist das größte Mysterium der frühen abendländischen Literaturgeschichte: Weder ist bekannt, wann er geboren wurde, wann er gestorben ist noch ob es ihn überhaupt gegeben hat. So wird z. B. angenommen, dass es sich weniger um eine reale Person als um einen künstlerischen Stil handelt, der von einer Gruppe von Dichtern gepflegt wurde. Homers Ilias ist bevölkert von berühmten Mythen wie etwa dem Raub der Helena durch Paris oder dem Kampf zwischen Achilles und Hektor. Daneben steht Odysseus, der es schafft, den Trojanischen Krieg mit seiner List – dem Trojanischen Pferd – für die Griechen zu entscheiden. Die Odyssee, Homers zweites Epos, handelt von Odysseus’ darauffolgender langer und beschwerlicher Heimkehr. Dabei muss sich der Held beispielsweise gegen den Zyklopen Polyphem oder die Sirenen behaupten. Homer gehört zu den fundamentalen Mythenstiftern der abendländischen Tradition. So bearbeiten Nachfolger den trojanischen Sagenkreis, indem sie ihn etwa wie in Nostoi mittels weiterer Rückreisen von Helden wie Agamemnon oder Menelaos anreichern, oder ihn wie in Batrachomyomachia, auch bekannt unter Der Froschmäusekrieg, parodieren.