Wieland, Christoph Martin: Musarion oder Die Philosophie der Grazien

Wieland, Christoph Martin: Musarion oder Die Philosophie der Grazien

Ein Gedicht in drei Büchlein. Hrsg., Erl. u. Nachw.: Anger, Alfred. 80 S.
ISBN: 978-3-15-000095-3

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Christoph Martin Wieland, 5. 9. 1733 Oberholzheim bei Biberach – 20. 1. 1813 Weimar.
Der aus einem Pfarrhaus stammende W. wuchs in Biberach auf, besuchte von 1747 bis 1750 ein pietistisch gefärbtes Internat bei Magdeburg und verlobte sich nach seiner Rückkehr nach Biberach 1750 mit seiner Kusine Sophie Gutermann, der späteren Frau von La Roche (Auflösung der Verlobung 1753). Ende 1750 ging er zum Jurastudium nach Tübingen, von 1752 bis 1760 hielt er sich in der Schweiz auf, zunächst zwei Jahre als Gast bei J. J. Bodmer, dann als Hauslehrer in Zürich, zuletzt (1759–60) in Bern. 1760 wurde er in Biberach zum Senator und Kanzleiverwalter gewählt, 1765 heiratete er Anna Dorothea von Hillenbrand. Von 1769 bis 1772 lehrte er als Professor der Philosophie an der Universität Erfurt, anschließend wirkte er bis 1775 als Prinzenerzieher am Weimarer Hof. Danach erhielt eine lebenslange Pension und lebte nun als äußerst produktiver freier Schriftsteller (und kinderreicher Hausvater) in Weimar, das sich – auch durch W.s Gründung der Zeitschrift Der Teutsche Merkur 1773 – zu einem bedeutenden literarischen Zentrum entwickelte. Während sich trotz Goethes früher Farce Götter, Helden und Wieland (1774) ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den beiden entwickelte, fand W. in den nationalen Dichtern des Göttinger Hains und später den Frühromantikern radikale Gegner. 1797 siedelte W. auf das Landgut Oßmannstedt über, kehrte jedoch 1803 wieder nach Weimar zurück. 1808 verlieh Napoleon dem Vielgeehrten den Orden der Ehrenlegion. Die Sämmtlichen Werke letzter Hand, die in vier verschiedenen, nach Format, Ausstattung und Preis gestaffelten Ausgaben zwischen 1794 und 1811 erschienen, spiegeln in ihren insgesamt 45 Bänden Umfang und Vielseitigkeit seines Lebenswerks, bleiben allerdings seine bedeutenden Übersetzungen schuldig: Shakespeare, Horaz, Lukian, Aristophanes, Xenophon, Cicero u. a. Die Entwicklung vom Idealisten und platonischen Schwärmer über den angeblich frivolen Rokokodichter und Skeptiker zum humanen Aufklärer und Vorbereiter der Weimarer Klassik, die man bei W. erkannt hat, benennt einige Aspekte seines Schaffens. Er selbst bezeichnete die in der Verserzählung Musarion geschilderte »Philosophie der Grazien«, das Ideal einer Vernunft und Gefühl harmonisch miteinander verbindenden, maßvollen Lebensform, als »eine getreue Abbildung« der Gestalt seines Geistes. Die stilistisch virtuosen Verserzählungen – komische Verserzählungen, Märchen (parodistische) Rittergeschichten – bilden von den frühen Comischen Erzählungen bis hin zur scherzhaft-ironischen Klassik des Oberon einen wesentlichen Komplex in W.s Werk und bedeuten zugleich den Höhepunkt der Gattung in der dt. Literatur. Auch als Romanautor kommt W. eine prägende Rolle in der Gattungsgeschichte zu. Der Vielfalt der erprobten Formen und Themen reicht von der Satire auf die schwärmerische Verfehlung der Wirklichkeit im Don Sylvio über den Bildungsroman Agathon, den Staatsroman Der goldne Spiegel und die große Gesellschaftssatire der Abderiten bis hin zu den späten philosophischen Dialog- und Briefromanen. W. bot damit nicht nur Anregungen für den klassischen Bildungsroman, sondern stellte mit seiner ironischen Erzählweise und seinen enzyklopädischen Erzähltechniken lange nachwirkende Muster bereit. Für das dt. Theater wurde seine Übersetzung von 22 Dramen Shakespeares (1762–66) wichtig; sein Trauerspiel Lady Johanna Gray verwandte als erstes dt. Drama den Blankvers. Seine zahlreichen Essays, Aufsätze und Abhandlungen, vielfach zuerst im Teutschen Merkur erschienen, behandeln philosophische, ästhetische, poetische, gesellschaftliche und politische Themen. Dazu gehören u. a. Gedanken über die Ideale der Alten (1777), die sein Klassikbild demonstrieren, der Essay Was ist Wahrheit? (1778) mit seiner Kritik an jeder Art von doktrinärer Einseitigkeit und Starrheit, Briefe an einen jungen Dichter (1782–84), die v. a. der dramatischen Kunst gelten, ein Text über Das Geheimniß des Kosmopoliten-Ordens (1788), der W.s Weltbürgertum unterstreicht, und die Aufsätze, die sich mit der Französischen Revolution auseinandersetzen. Neben dem Teutschen Merkur gründete W. mit dem Attischen Museum eine zweite Zeitschrift, in der u. a. seine Übertragungen von vier Komödien des Aristophanes und zwei Tragödien des Euripides erschienen.

In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) – © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.

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